Eine „coole Socke“, die mitten im Leben steht

Egon Bauß, Rektor an der Mittelschule Mellrichstadt, blickt auf 40 Jahre im Schuldienst zurück

Mellrichstadt. (ch) Lediglich als „Zwischenstopp“, aber keinesfalls als „Endstation“ wurde am gestrigen Freitagnachmittag das 40-jährige Dienstjubiläum von Rektor Egon Bauß an der Mittelschule Mellrichstadt gesehen. Die ihm im Rahmen der Feierstunde von allen Seiten entgegen gebrachte Wertschätzung war schon beeindruckend und ein deutliches Zeichen dafür, dass solch ein „toller Typ“ trotz seiner 64 Jahre noch lange nicht ans Aufhören denken sollte.

Schließlich, wie sein Stellvertreter Achim Libischer betonte, bestehe zwischen dem biologischen und tatsächlichen Alter von Egon Bauß eine große Diskrepanz. Und ganz dieser Meinung sind wohl auch die Schülerinnen und Schüler, die ihren Rektor gar als „coole Socke“ bezeichneten und ihm eine solche – in der Farbe grün, wie sie auch Udo Lindenberg trägt – überreichten.

Den Anfang der Laudatoren machte Schulamtsdirektor Klaus Jörg, der sich freute, die Ehrenurkunde des Freistaates Bayern zum 40-jährigen Dienstjubiläum persönlich überreichen zu können. Er legte seiner Ansprache den Ausspruch des Apostels Paulus an die Römer zugrunde, der da heißt: „Ehre, wem Ehre gebührt!“ Genau so verhalte es sich bei Egon Bauß, der seine Aufgaben in 40 Dienstjahren nicht nur „gut“, sondern „besonders gut“ erledigt habe und sich daher nicht nur Dank, sondern eben auch Ehre verdient habe.

Kurz ließ Klaus Jörg den beruflichen Werdegang des Jubilars Revue passieren. Der gebürtige Nordheimer, Jahrgang 1952, hat nach dem Abitur in Münnerstadt Erziehungswissenschaften in Würzburg studiert und 1976 seine erste Lehramtsprüfung abgelegt. Nach der zweiten Lehramtsprüfung trat er den Dienst an der Sondervolksschule in Bad Königshofen an. Danach war er in Bischofsheim tätig und ab 1983 an der Volksschule Fladungen. Hier wurde er 1993 Konrektor und 2004 Schulleiter der Grund- und Hauptschule Fladungen. Nach der Schließung der Hauptschule leitete er ab 2010 weiter die Grundschule, zusätzlich wurde ihm die Führung der Grundschule Nordheim übertragen.

Im August 2014 entschied sich Egon Bauß schließlich, seinem Berufsweg noch einmal eine völlig andere Richtung zu geben und seine „Wohlfühlzone Nordheim Plus X“, so Klaus Jörg, in Richtung Mellrichstadt zu verlassen. Hier war nach der Ära Roland Hoch bereits seit einem Jahr der Posten des Schulleiters vakant, der mit Egon Bauß neu besetzt werden konnte. Nicht nur dafür zeigte sich der Schulamtsdirektor rückblickend sehr dankbar, sondern vorausschauend auch schon einmal für die vom Jubilar signalisierte Bereitschaft, an sein offizielles Dienstzeitende im Februar 2018 möglicherweise auch noch den Faktor „Plus X“ dranzuhängen.

Stets offen, aufrichtig, frisch und dynamisch – all diese guten Eigenschaften wurden Egon Bauß vom Schulamtsdirektor Klaus Jörg bescheinigt. Mit seiner „natürlichen, gesunden Rhönseele“ sei er ein Mensch, der die Dinge beim Namen nennt. Seinen so umgänglichen Charakter habe er auch in leitenden Positionen nie verändert, freute sich Klaus Jörg abschließend.

In ihrer Funktion als stellvertretende Schulverbandsvorsitzende überbrachte Bastheims Bürgermeisterin Anja Seufert ein Grußwort. Sie zeigte sich begeistert davon, dass unter dem neuen Schulleiter-Team mit Egon Bauß an der Spitze ein frischer Wind durch die Mittelschule Mellrichstadt wehe und wünschte dem Jubilar in diesem Zusammenhang ganz persönlich, dass die angestrebte Umbenennung in „Udo-Lindenberg-Mittelschule“ – die momentan bekanntermaßen in der „Warteschleife“ hängt – noch während seiner Dienstzeit vollzogen werden kann. Nicht unerwähnt wollte Seufert auch das außerschulische Engagement von Egon Bauß in seiner Heimatgemeinde Nordheim lassen, wo er sich unter anderem im Pfarrgemeinderat und für die Senioren stark engagiert.

In die Schar der Gratulanten reihte sich auch Personalratsvorsitzender Jürgen Seidenzahl mit ein, der Egon Bauß als einen Pädagogen bezeichnete, der aufgrund seines Fachwissens und seiner Herzlichkeit bei allen Kolleginnen und Kollegen gleichermaßen geschätzt und beliebt sei.

Im Namen der Eltern sprach Elternbeiratsvorsitzender Bernd Küchler ein Grußwort. Er brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass an der Mittelschule Mellrichstadt alle an einem Strang ziehen, was dazu führt, dass sich auch die Eltern gerne einbringen, wie es erst die jüngste Elternbeiratswahl gezeigt habe. Den „Schuldigen“ für das gute Schulklima hatte Küchler mit Egon Bauß schnell gefunden: „So gut, wie der, der vorneweg geht, gehen die anderen hinterher!“

Was soll man aber eigentlich von einem Schulleiter halten, der das Schulhaus jeden Morgen als „Strahlemann“ betritt und nicht nur einen „Guten Morgen“, sondern gleich einen „wunderschönen guten Morgen“ wünscht? Ist das alles gespielt? Ist das Ironie? Sind da etwa gar berauschende Mittel im Spiel? Nichts von alledem! Mit gewohnt launigen Worten ging Konrektor Achim Libischer in seiner Laudatio nicht nur der Frage nach, warum ein Mensch im Alter von „60+“ seine beschauliche Heimatschule verlässt, um sich „in einer viermal größeren Schule viermal so vier Stress anzutun“, sondern auch der Frage, wie sich Egon Bauß in all den Jahren eine solch beneidenswerte positive Grundstimmung bewahren konnte.

Wo kommt so was her? Die wichtigste Grundvoraussetzung, immer aufgeschlossen und offen für neue Ideen zu sei, ist für Achim Libischer das „Unterwegs-Sein“, welches Egon Bauß nicht nur mit seinem Wohnmobil praktiziere, sondern auch im Geiste. So habe er sich beispielsweise als Evaluator sieben Jahre lang andere Schulen angeschaut, Eindrücke gesammelt und eigene Visionen entwickelt. Als ein Beispiel sei der „Marktplatz der Berufe“ zu nennen, der im November 2016 zum zweiten Mal an der Mittelschule stattfinden wird und für den – na, wer wohl? – Egon Bauß der Ideengeber war. Bei ihm stehe die Tür in jeder Hinsicht immer offen und viel lieber als Paragrafen sei Egon Bauß stets der Mensch, der an seine Tür klopft.

In Anspielung auf die berühmt-berüchtigte Pressekonferenz des Giovanni Trapattoni, in welcher der einstige Trainer des FC Bayern München seine Ausführungen mit „Ich habe fertig!“ beendete, meinte Libischer in Bezug auf Egon Bauß „Er hat noch nicht fertig!“ – und übergab damit an den Jubilar, dem das Schlusswort vorbehalten war.

Dieser hatte zwar auch kein „Geheimrezept“ parat, wie man sich nach 40 Jahren im Schuldienst seinen Idealismus bewahrt, doch habe er schon immer das Gefühl gehabt, zum Lehrer berufen zu sein. Auch als Schulleiter habe er sich stets die Einstellung bewahrt „wenn es keinen Spaß mehr macht, höre ich auf“ – dass dies bis heute nie der Fall war, dafür sorgen nette zwischenmenschliche Begegnungen auf dem Schulflur ebenso wie eine starke Mannschaft auf dem Schulschiff, welches Bauß in hervorragendem Zustand übernommen habe und wo sich einer blind auf den anderen verlassen könne.

Eine einzige Sache hat sich Egon Bauß in seiner 40-jährigen Amtszeit aber doch abgewöhnt: „Zumindest pfeife ich keine Lieder mehr, wenn ich durchs Schulhaus marschiere – denn dafür wurden mir in Fladungen einmal drastische Konsequenzen angedroht, an deren Durchführung ich keinen Zweifel hatte!“

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Text und Bilder: Carmen Hahner, Rhön- und Streubote