„Wahre Pioniere“ für Mut belohnt

Mittelschule Mellrichstadt darf sich nun offiziell Udo-Lindenberg-Mittelschule nennen

Die Bombe ist geplatzt, nun ist es ganz offiziell: Erstmals in Deutschland darf eine Schule den Namen „Udo-Lindenberg-Mittelschule“ führen – und diese „sehr besondere Schule“ mit „wahren Pionieren“ (Originalton Udo Lindenberg) ist ausgerechnet in der ansonsten so beschaulichen Kleinstadt Mellrichstadt zu finden.
Für die Medien ein Großereignis, für die Verantwortlichen, allen voran Schulleiter Egon Bauß, Konrektor Achim Libischer und Bürgermeister Eberhard Streit in seiner Funktion als Schulverbandsvorsitzender, schlicht und ergreifend ein freudiges, ein grandioses Ereignis. Die frohe Kunde, sprich die offizielle „Ernennungsurkunde der Regierung von Unterfranken zur Udo-Lindenberg-Mittelschule“, unterzeichnet vom Regierungsvizepräsidenten Jochen Lange, flatterte der Schulfamilie bereits am Dienstag, 30. Mai, ins Haus. Aufgrund der unmittelbar bevorstehenden Pfingstferien und der sich direkt daran anschließenden Abschlussprüfungen entschied man sich jedoch, noch zwei Wochen abzuwarten, ehe die Nachricht an die Öffentlichkeit gehen sollte. So der Plan.
Dabei hatte man die Rechnung allerdings nicht mit Udo Lindenberg höchstpersönlich gemacht. Im Rahmen des Konzertbesuchs in Erfurt, zu dem der Panikrocker eine 25-köpfige Delegation aus Mellrichstadt eingeladen hatte (wir berichteten), zählte auch eine Kopie eben dieser offiziellen Ernennungsurkunde zu den Geschenken, die man an den Namenspaten überreichte. Über die herzliche Begegnung mit den Schülern freute sich Lindenberg, der sich richtig viel Zeit für seine Gäste nahm, so sehr, dass er es sich nicht verkneifen konnte, auf seiner Facebook-Seite zu posten: „Wir freuen uns gigantisch darüber, dass eure Schule jetzt offiziell ‚Udo-Lindenberg-Schule‘ heißt!“
Nun dauerte es nicht mehr lange, ehe die „geheime Verschlusssache“ durchgesickert und die ursprünglichen Pläne der Schulleitung über den Haufen geworfen waren – doch wer will es ihm verdenken, dem sichtlich stolzen Patenonkel „seiner“ Udo-Lindenberg-Mittelschule in Mellrichstadt. Ja, an diesen neuen Namen darf man sich von nun an gewöhnen.
Damit ist für die Verantwortlichen ein lang gehegter Wunsch endlich in Erfüllung gegangen. Rückblick: Nachdem sich der Schulverband erstmals im September 2015 einstimmig dafür ausgesprochen hatte, dass die Schule künftig den Namen Udo-Lindenberg-Mittelschule tragen soll, schlug diese Nachricht ein wie eine Bombe und löste ein riesiges Medienecho aus. Und auch über mangelnde Kritik konnte man sich auf dem Schulberg nicht beklagen. Warum ausgerechnet Lindenberg mit all seinen Skandalen und Krisen als pädagogische Leitfigur – soll das ein Witz sein?
Mitnichten. Getreu Udo Lindenbergs Leitmotto „Keine Panik“ ließen sich Schulleiter Egon Bauß und sein Stellvertreter Achim Libischer den Schneid nicht abkaufen, gingen den eingeschlagenen Weg konsequent weiter und stellten mit den beiden Schulaufführungen „Projekt Lindenberg“ (März 2016) und „Mutig gegen Rassismus“ (April 2017) mit jeweils über 150 mitwirkenden Kindern eindrucksvoll unter Beweis, dass diese die Werte, für die Lindenberg seit über 40 Jahren steht, inzwischen verinnerlicht haben – Frieden, Menschlichkeit und Mut anstelle von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Hass und Hetze, was manchen Zweifler und Kritiker verstummen ließ.
Groß  war die Freude, als Bürgermeister und Schulverbandsvorsitzender Eberhard Streit im Beisein von Schulrat Walter Volkmuth am Dienstag um 14 Uhr die offizielle Ernennungsurkunde an Schulleiter Egon Bauß überreichen konnte. „Ihr habt euch mutig auf den Weg begeben und seid nun, was ihr sein wollt – die Udo-Lindenberg-Mittelschule. Der gesamte Schulverband mit den Bürgermeistern aller Mitgliedsgemeinden sowie der Elternbeirat standen von Anfang an hinter der Idee, gemeinsam haben wir es geschafft, darauf sind wir stolz“, brachte Streit seine Freude zum Ausdruck.
Schulrat Walter Volkmuth gratulierte, auch im Namen von Schulamtsdirektor Klaus Jörg, ebenfalls herzlich zum Erreichen des großen Ziels und betonte, dass auch das Schulamt stets voll hinter der Idee, ausgerechnet Udo Lindenberg als pädagogisches Leitbild zu wählen, gestanden habe.
„Klar hätten wir uns auch Mittelschule Rhönblick oder Mittelschule Streutal nennen können“, gab Konrektor Achim Libischer zu bedenken. Doch hätte ein solcher Name nicht dabei geholfen, die Botschaft zu transportieren, um die es geht: Gemeinsam einen Weg zu finden, miteinander friedlich umzugehen. „Wir wollen hier kein Rockmuseum und auch keinen Personenkult, sondern das inhaltlich füllen“.
Dem konnte sich Schulleiter Egon Bauß nur anschließen – und tat dies vor laufender Kamera für das Team des regionalen Fernsehsenders TV Touring, für Freitag hat bereits auch schon das BR-Fernsehen sein Kommen angekündigt. Danach soll aber, abgesehen von einem geplanten Integrationstag, zunächst einmal wieder Ruhe auf dem Schulberg einkehren. Ein Schulfest gab es ja schon im April. Nun will die Udo-Lindenberg-Schule ihren Weg einfach konsequent weitergehen und weiter „ihr Ding“ machen“.

Text und Bilder: Carmen Hahner

Weitere Links zum Thema:

Augsburger Allgemeine – Warum es in Unterfranken jetzt eine Udo-Lindenberg-Schule gibt

br – Dem Panikrocker zur Ehre

Spiegel – Jetzt gibt’s eine Udo-Lindenberg-Schule

TV Touring – Panikrocker als Vorbild