Von „Win-win-Situationen“ spricht man, wenn beide Seiten aus einer gemeinsamen Aktion einen Profit ziehen. Eine solche Situation war zweifellos mit dem Besuch der beiden 8M-Klassen von Mellrichstadts Mittelschule beim Überlandwerk Rhön am vergangenen Montag gegeben. Diese Schüler, die den Erwerb der Mittleren Reife an ihrer Schule anstreben, bekamen Einblick in einen weitgehend handwerklich geprägten Betrieb von mittelständischer Dimension mit 213 Mitarbeitern; das ÜLW dagegen konnte sich als Betrieb und als lukrativer Arbeitgeber vorstellen und auf diese Weise um Nachwuchs werben.

Worum ging es konkret? Vom Standpunkt der Mittelschule betrachtet, war der Besuch beim ÜLW mehr als nur ein Beitrag zu berufskundlicher Orientierung für die jungen Herrschaften. Das war er natürlich auch, besonders durch die ausführliche Vorstellung des ÜLW als kommunaler Stromversorger für Bürger in drei anrainenden Bundesländer-Landkreisen. Das tat Wolfgang Pfeiffer persönlich, der für Stromvertrieb und -einkauf verantwortliche Manager, der aber auch für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Pfeiffer gab in seiner reich bebilderten Präsentation einen ungeschminkten Einblick in die Arbeitsfelder des ÜLW, was den Schülerinnen und Schülern die Entscheidung erleichterte, ob eine Ausbildung und ein Arbeitsplatz beim ÜLW für sie in Frage kommt oder nicht. Vertieft wurde dieser Einblick durch den Besuch in der Netzleitstelle, wo der Abteilungsleiter für den Netzbetrieb Roland Göpfert den Schülern erklärte, wie das Stromversorgungsnetz aufgebaut und gegen Störungen gesichert ist. Darüber hinaus bekamen die Mittelschüler einen Einblick in die regionale, deutsche und europäische Stromversorgung und –wirtschaft, was auch eine Erweiterung ihres Wissenshorizonts bedeutete.

Neben dieser insgesamt eher allgemeinen und berufskundlichen Information hatten die Schüler aber auch Gelegenheit, beim zweiten Teil ihres Besuchs ihr technisches Verständnis und Geschick mit dem Bau eines kleinen Elektromotors zu erproben, vom ÜLW umsichtig organisiert und ein Novum für das Unternehmen, wie Pfeiffer erkennen ließ. Das geschah im großen Versammlungsraum unter der Anleitung von Ausbildungsmeister Peter Omert, dem einige Auszubildende zur Seite standen und den Schülern halfen, wenn es nötig war. Das war aber gar nicht so oft der Fall. Denn die jungen Damen und Herren hatten offensichtlich alle den Ehrgeiz, diese Herausforderung anzunehmen und zu bestehen. Da wurde also in Teamarbeit eine Drahtrolle abgewickelt, geteilt, die Enden abisoliert und um einen Eisenkern aufgespult, da wurden Kontaktösen angelötet, da wurden die Motorteile auf eine Bodenplatte aufgeschraubt, eine Batterie angeschlossen und solange mit feinmotorischem Geschick der Hände getüftelt, bis die Motoren rund liefen.

Manuel Wengel, Fachlehrer für Technik und Werken an der Mittelschule, hatte den Kontakt zum ÜLW hergestellt. Caroline Kalb und Markus Hartmann, beide Lehrkräfte an der Mittelschule, hatten die Klassen 8Ma und 8Mb vom Schulberg hinunter in die Sondheimer Straße zur Zentrale des ÜLW begleitet, wo sie von Pfeiffer begrüßt und in das Tagesprogramm eingeführt worden waren. Die zwei Klassen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, die eine erhielt dann die Informationen zum ÜLW als Betrieb, während die andere die Elektromotoren basteln durfte. Nach der Pause wurde gewechselt. Gastfreundlich und appetitlich hatte das ÜLW auch für eine Stärkung gesorgt, so dass, von einer Ausnahme abgesehen, alle den ganzen Vormittag körperlich und geistig durchhielten. Da der gesamte 8. Jahrgang an Mellrichstadts Mittelschule aus vier Klassen besteht, wird der Besuch beim ÜLW am kommenden Montag mit den beiden anderen 8. Klassen wiederholt. Doch schon nach dem ersten Durchlauf dürfen beide Seiten, Schüler und Unternehmen, konstatieren, dass das Projekt ein großer Erfolg war.

Text und Bilder: Herr Rautenberg