Frühlingskonzert

280 Kinder, vier Schulen, ein Konzert

Zum ersten Mal traten Musiker von allen Mellrichstädter Bildungsstätten gemeinsam auf die Bühne

Auf der Bühne waren allerlei Instrumente aufgebaut, ein Chorpodest wartete auf eine Sängerschar. Vielfaches Stimmengewirr erfüllte am Montagabend die Oskar-Herbig-Halle. Ute Bach-Schleicher, Rektorin der Malbach-Grundschule, begrüßte im Namen aller vier Mellrichstädter Schulen zum gemeinsamen Frühlingskonzert.

Wie war es dazu gekommen? Rektor Egon Bauß von der Udo-Lindenberg-Mittelschule meinte in seiner unnachahmlich humorvollen Art, dass gute Ideen immer beim Essen kommen. Bei der Einweihung des Neubaus der Realschule stand er also mit einem Häppchen in der Hand bei MPG-Schulleiter Robert Jäger, der Minuten zuvor versucht hatte, einen Schüler der Realschule für sein Konzert abzuwerben. Die Idee für ein gemeinsames Konzert wurde geboren. Die vier Schulen – Gymnasium, Mittelschule, Realschule und Grundschule – fanden zueinander. Am Montag und Dienstag wurde das Ergebnis präsentiert.

Kollege Ulrich Kluge von der Realschule fiel am Montagabend krankheitsbedingt aus, so dass die Schulleiter nun als „drei Musketiere“ hier stünden. Weil Ute Bach-Schleicher Geburtstag hatte, gratulierte ihr der ganze Saal mit einem Kanon.

„Willkommen liebe Leute!“ Damit legten die Kinder der Musik-AG der Malbach-Grundschule los. Schülerin Charlotte begrüßte die Besucher mit einem Gedicht, dann war von den Kindern der ersten bis dritten Klasse „Eine kleine Nachtmusik“ von Mozart zu hören. Triangel, Holzstöckchen, Rasseln und Schellenkranz kamen zum Einsatz. Mit Schwung wurde der Auftritt dirigiert von Sabine Maschauer. Zu „Raindrops keep fallin‘ on my head“ krochen unter roten und blauen Regenschirmen die Mädchen und Buben der 4. Klassen hervor. Sie tanzten spielerisch zu der von Kurt Bacharach geschriebenen Ballade. Zwei Mädels erzählten von „Frau Fü Ling“ aus dem fernen Osten. 19 kleine Chinesinnen und Chinesen eroberten dazu  die Bühne und verbeugten sich artig. Der Chor sang im Hintergrund, zwei Buben und zwei Mädels begleiteten auf dem Xylophon. Sabine Maschauer erzählte dem Publikum, dass die Musik-AG extra von Kindern der Klassen eins bis vier ins Leben gerufen wurde, um diesen Abend zu gestalten. Seit Dezember opferten sie jeden Freitag ihre sechste Stunde zum Proben. Kein Kind sei abgesprungen. „Eine Riesenleistung“, lobte sie ihre „Rasselbande“. Mit dem Sprechstück „Der Frühjahrsputz“ beendeten sie den Auftritt. Mit Besen und Schrubber machten sie Musik, einige Schüler liefen mit dem Lappen durch das Publikum und entstaubten zur großen Erheiterung die Besucher. Die Malbach-Grundschule hatte ihren Part mit Bravour geleistet.

Kleine Umbauten erfolgten, dann war die Udo-Lindenberg-Mittelschule an der Reihe. „Wünsch Dir was“ von den Toten Hosen klang aus 70 Schülerkehlen. Der Chor wurde temperamentvoll dirigiert von Kerstin Sauer, das Orchester von Bastian Reukauf. Da kam Freude auf. „Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft“ – eine schöne Verheißung. Was wäre die Udo-Lindenberg-Schule ohne den Initiativ- und Motivationssong „Mach Dein Ding“ ihres Namensgebers? Lindenberg hätte seine Freude gehabt. Dazu passte auch der nächste Titel zur Musik des Panikrockers, die mit einem eigenen Text unterlegt wurde. Warum sie Udo Lindenberg als Paten ausgesucht haben, wurde musikalisch erklärt: Der Udo denke genau wie sie. Er zeige ihnen, wie wichtig es ist, stark zu sein, gegen den Strom, gegen den Wind.

Die Ignaz-Reder-Realschule war mit der Schulband und den Chorklassen 5a und 6b vertreten. Sechs Beiträge lieferten die Musiker. Auffällig war, dass in den Chorklassen sehr wenige junge Herren vertreten sind. Ob es am Stimmbruch liegt? Mit „I? gonna be (500 miles)“ von den Proclaimers, „Secrets“ von One Republic und „Can? stop the feeling“ von Justin Timberlake setzte die Schulband Popmusik-Akzente; das Publikum klatschte begeistert mit. Besinnlich begannen die Chorklassen mit „Musik ist eine Brücke“ von Ulf Firke. Ein Lied, das Menschen verbindet, aufbaut und Mut macht. Ein wunderbarer Sound auch das „Sing, sing, sing“, das beschwingt und begeisternd mitriss. Wie hat sie ihn nur gefunden, den „einen von 80 Millionen“? Chor und Schulband vereinigten sich zum Ohrwurm von Max Giesinger. Ein toller Auftritt der Realschule, mitreißend, leidenschaftlich dirigiert von Sybille Scholz-Eckert und am Klavier von Andreas Voigt begleitet.

Mit circa 35 jungen Leuten und ihren Instrumenten füllte sich dann die Bühne. Die Junior Big Band des Martin-Pollich-Gymnasiums komplettierte das Gastspiel. Urs John dirigierte das vielköpfige Orchester mit vollem Körpereinsatz. Flott ging es mit „Backrow Politics“ von Gordon Goodwin los. „You raise me up“ von Rolf Løvland und Brendan Graham war eher sentimental, nicht zuletzt durch Sängerin Katharina Straus. Der Popsong traf ins Herz. Kraftvoll dagegen war das Funkstück „Chameleon“ von Herbie Hancock, das zum Standardrepertoire kleiner Jazz-Ensembles gehört. Die Musiker der 6. bis 8. Klassen des MPG hatten sich toll präsentiert.

Robert Jäger bedankte sich im Namen aller Schüler, dass im Landkreis Rhön-Grabfeld und in Mellrichstadt eine solche Veranstaltung möglich ist. „Gemeinsam sind wir stark in den Frühling gestartet“, dieses Signal sei gesendet worden. Er dankte dem Rahmenpersonal wie dem Tontechnik-Team des Gymnasiums, den Elternbeiräten aller Schulen, die zusammengearbeitet und geplant hatten, und den betreuenden Lehrkräften, die viel Herzblut in diese Veranstaltung gesteckt hätten.
Jäger betonte, dass die Schulen nicht in musikalische Konkurrenz treten wollten. Man habe nur zeigen wollen, was möglich ist, wenn zusammen gearbeitet wird. Das sei geglückt, zog Egon Bauß das Fazit. Sybille Scholz-Eckert zeigte sich überwältigt, dass sich die Schüler dermaßen ins Zeug gelegt hatten. Es sei überraschend, wie vielfältig die Musik an den Schulen gestreut ist. Jeder habe gezeigt, was er am besten kann. Den Eltern dankte sie, dass sie ihre Kinder unterstützen, so viel Musik zu machen.

„Lasst uns Freunde sein“, mit diesem Lied von Manfred Siebald verabschiedeten sich alle Schüler gemeinsam von der Bühne. Ein starkes Bild, das es so wohl noch nie gegeben hat. 280 Kinder von vier Schulen auf der Bühne, die gemeinsam mit Freude singen. Dieses Mutmach-Lied war ein schöner Abschluss eines außergewöhnlichen Konzerts, das mit sehr viel Applaus belohnt wurde. Alle vier Schulen hatten – jede auf ihre Weise – gezeigt, was sie drauf haben. Mellrichstadt kann stolz auf seine Bildungsstätten sein.

Text: Brigitte Gbureck