Bereit für die Bühne des Lebens
Premiere nach Namensgebung: Erste Absolventen der Udo-Lindenberg-Mittelschule wurden feierlich entlassen
Auch wenn die 72 erfolgreichen Absolventen der Udo-Lindenberg-Mittelschule sichtlich froh darüber waren, endlich ihren Abschluss in der Tasche zu haben, schwang am Donnerstag bei der Zeugnisübergabe in der Oskar-Herbig-Halle doch auch Wehmut mit. Immerhin wurde an diesem Abend ein sichtbarer Schlusspunkt hinter einen wichtigen Lebensabschnitt gesetzt. So bot die Feier den richtigen Rahmen, um noch einmal mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück zu blicken.
Zur Eröffnung sang der Schulchor „Wünsch dir was“. Der Song handelte vom Sieg der Gerechtigkeit und endete mit der Feststellung, dass „Jeder kriegt, was er verdient“. Nachdem der letzte Ton verklungen war, begrüßte Egon Bauß alle Anwesenden herzlich. Bezugnehmend auf eben gehörte Klänge erklärte der Rektor, sein Wunsch sei es gewesen, dass die Schüler ein gutes Schuljahr über die Bühne bringen. Dieses Vorhaben war zu 97,5 Prozent gelungen – ein Schnitt, der sich sehen lassen könne, freute sich Bauß.
Dann ergriff der Schulverbandsvorsitzende Eberhard Streit das Wort. Er verglich den Abschluss mit dem Weg zum Gipfel, welcher nun erklommen worden sei. Es habe sich also gelohnt, sich anzustrengen und selbst vor schwierigen Aufgaben nicht zurückzuschrecken. Streit bezeichnete Lernen als Teamwork, auch die Lehrer hätten ihren Teil dazu beigetragen, dass die Jugendlichen ihre Schulzeit erfolgreich meistern konnten. Gemeinsam sei man immer „am Ball“ geblieben, habe gleichermaßen gefordert und gefördert, lobte der Vorsitzende.
Die Absolventen ermunterte er, sich aktiv mit der komplexen Welt auseinanderzusetzen und sich nicht mit schnellen Antworten und „Fake-News“ zufrieden zu geben. Mit den Worten „gerade in diesen Zeiten braucht es Menschen, die auf Argumente setzen und denen etwas an der Wahrheit liegt“, forderte Streit geradezu, ruhig einmal unbequem zu werden. Elternbeiratsvorsitzender Bernd Küchler rief den Absolventen den Leitsatz Udo Lindenbergs zu: „Macht euer Ding!“
Nach einem gefühlvollen Klaviersolo von Jessica Schreiner erzählte Schulleiter Egon Bauß eine Geschichte des brasilianischen Schriftstellers Paulo Coelho. Hierin vermittelte ein Großvater seinem Enkel anhand eines Bleistifts die fünf wichtigsten Eigenschaften, die einen friedfertigen Menschen ausmachen. Dies sind: Gottvertrauen; die Gabe, Schmerzen zu ertragen; der Mut, Fehler zu korrigieren; im Inneren mit sich im Reinen zu sein, sowie das Bewusstsein, mit allem Tun Spuren zu hinterlassen. Den Absolventen riet Egon Bauß, jetzt ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, immerhin kämen sie nicht von irgendeiner Schule, sondern von der Udo-Lindenberg-Mittelschule – einer Schule gegen Rassismus und mit Courage!
Anhand witziger Schnappschüsse dokumentierte Lehrer Manuel Schmidt die Abschlussfahrt nach Berlin, bevor es mit der Rede des Schülers Lukas Zierold erneut emotional wurde. Augenzwinkernd beteuerte der junge Mann im Namen seiner Kameraden, wie froh man sei, die Schule überstanden haben. Dem unermüdlichen Einsatz des Klassenleiters Achim Libischer war es zu verdanken, dass elf Schüler die Praxisklasse 9P erfolgreich verlassen können, relativierte Zierold sogleich das eben Gesagte.
Stolz schwang in der Stimme des Pädagogen mit, als dieser meinte, dass neun davon auch direkt einen Ausbildungsplatz gefunden hätten. Mit der Fabel vom Kampf zweier Wölfe verdeutlichte der Lehrer, am Ende gewinne immer derjenige, der gefüttert wird. Soll heißen, Libischer wünschte seinen Schützlingen für die Zukunft, dass sie es schaffen mögen, ihren Fokus auf das Schöne zu legen, damit ihnen die Lebensfreude erhalten bleibt.
Louis Grötsch und Melissa Pönitz plauderten aus, dass Lehrerin Helga Wirsching zur Stärkung Schokolade im Pult verstecke, während Kollege Thorsten Demling die Süßigkeiten seiner Kinder großzügig unter den Schülern verteilte. Beiden galt gleichermaßen Dank. Gerührt nahmen die Pädagogen kalorienreiche Präsente entgegen, schienen sogar einen Moment lang sprachlos.
Demling philosophierte anschließend über den schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Manchmal sei es „gruselig“ mit seinen Schützlingen gewesen, aber am Ende wurde ja doch alles gut, so der Lehrer. Schließlich können 27 Schüler der 9a und 9b von sich behaupten, den Qualifizierten Abschluss der Mittelschule erworben zu haben.
Schülersprecherin Jana Markert zitierte in ihrer Ansprache einen klugen Mann – ihren Vater. Sie war stolz darauf, in ihrer Schulzeit vor allen Dingen eines gelernt zu haben: Repekt! Respekt vor den Menschen, der Natur und dem Leben, welches vor ihr liege, betonte die 16-jährige strahlend. Egon Bauß versicherte, dass Jana nach dem Weggang ihres Vorgängers als Schülersprecher in große Fußstapfen getreten war. Eine Aufgabe, welche sie meisterlich bewältigt habe, bedankte sich der Rektor im Rahmen der Zeugnisübergabe mit einem Präsent. Da sie an diesem Tag Geburtstag feierte, bekam die junge Dame spontan ein Ständchen gesungen.
Dass 34 Absolventen der Klassen 10Ma und 10Mb die Mittlere Reife der Mittelschule erwarben, war nicht zuletzt der Verdienst von Manuel Schmidt und Helga Hohm. Die Lehrkräfte schafften es, zu motivieren und auf das Leben vorzubereiten. Manuel Schmidt bezog sich auf den Begriff „Yolo“, der aus dem Englischen kommt (You only live once – du lebst nur einmal). Hiermit erteilte Schmidt schmunzelnd die Genehmigung, ruhig auch einmal wilde Parties zu feiern.
Nachdem alle Absolventen ihre Zeugnisse in Empfang genommen hatten, ehrten Schulleitung und der Schulverbandsvorsitzende Eberhard Streit die Jahrgangsbesten. Dies sind: Kai-Lukas Koch, Niklas Sick (Klasse 9a und 9b); Mahdi Azeemi, Lukas Zierold (Praxisklasse 9P), Leonie Atzori, Milena Grünbeck und Jana Markert (Klasse 10Ma und 10Mb). Manuel Schmidt brachte es am Ende mit dem Ausspruch „Wir werden euch vermissen!“ auf den Punkt. Der Song „Wir nennen uns jetzt Udo“ nach einem Text von Konrektor Achim Libischer beendete musikalisch den offiziellen Teil einer sehr emotionalen Feier.